Zwei Katastrophen als Vorbild
Als zentralen Punkt meiner Recherche hat sich eine Definition über Kolonialismus von Andreas Weber herausgestellt. In seinem Buch Indigenialität schreibt er: „Kolonialisierung bedeutet letztlich: Die eigene Zugehörigkeit zu einem fruchtbaren Ganzen zu zerstören […]. Der erste Schritt der Kolonialisierung ist die Aufspaltung der Welt in Subjekte, die handeln dürfen, und Objekte, mit denen gehandelt wird. Es ist die Spaltung in einen Geist, der bestimmt, und einen Körper über den bestimmt wird.“ Er führt damit aus, dass die Problematik nicht erst mit der Erschließung der Welt und der Kolonialzeit beginnt, sondern die Aneignung und Ausbeutung von Leben allgemein aus kolonialen Herrschaftsstrukturen besteht. [Inigenialität, Andreas Weber, Nicolai Publishing & Intelligence GmbH, 2018]
Mit dem Ausgangspunkt gehe ich davon aus, dass die Begrifflichkeit zum einen Missstände innerhalb einer sozialen Ordnung thematisiert, und genau so die Ausbeutung der Natur – das nicht-menschliche Leben – vom Menschen anspricht.
Will ich mich nun einer künstlerischen Position nähern, die sich im Themenfeld gesellschaftlicher Ungerechtigkeit bewegt, beschäftigt mich die Fragen: Wo laufe ich Gefahr, das Subjekt zu sein, das unberechtigter Weise andere oder anderes zu verhandelbaren Objekten macht? Um also mit meinem Ausdruck gesellschaftliche Augenhöhe zu erlangen, bedarf es zunächst die eigenen Perspektive in ihren Privilegien zu erfragen. „Dekolonialisierung und die Suche nach dem eigenen Selbst, sind das Gleiche.“ Frantz Fanon
[zitiert in Inigenialität, Andreas Weber, Nicolai Publishing & Intelligence GmbH, 2018]
Innerhalb des Semesters hat sich so für mich die zentrale Frage herausgestellt, ob es mir möglich ist eine Bildsprache zu entwickeln, die ökologische Missstände so aufgreift, dass sie gleichzeitig von gesellschaftlichen Themen erzählt.